Lieblings - Kindergedichte (fremd)


Inhalt

"Der Herbst steht auf der Leiter" von Peter Hacks

"Was denkt die Maus am Donnerstag" von Josef Guggenmos

"Der Wind" von Josef Guggenmos

"Wenn es Winter wird" von Christian Morgenstern

"Ein großer Teich war zugefroren" von Johann Wolfgang von Goethe

"Er ist´s" von Eduard Mörike

"Das Huhn", Volksgut

"Pampelmusensalat" von Hans Adolph Halbey


Der Herbst steht auf der Leiter

von Peter Hacks

Der Herbst steht auf der Leiter
und malt die Blätter an,
ein lustiger Waldarbeiter,
ein froher Malersmann.

 

Er kleckst und pinselt fleißig
auf jedes Blattgewächs,
und kommt ein frecher Zeisig,
schwupp, kriegt der auch ¹nen Klecks.

 

Die Tanne spricht zum Herbste:
Das ist ja fürchterlich,
die andern Bäume färbste,
was färbste nicht mal mich?

 

Die Blätter flattern munter
und finden sich so schön.
Sie werden immer bunter.
Am Ende falln sie runter.

Was denkt die Maus am Donnerstag?

von Josef Guggenmos

 

Was denkt die Maus am Donnerstag,

am Donnerstag,

am Donnerstag?

 

Dasselbe wie an jedem Tag,

an jedem Tag,

an jedem Tag.

 

Was denkt die Maus an jedem Tag,

am Dienstag, Mittwoch, Donnerstag

und jeden Tag,

und jeden Tag?

 

O hätte ich ein Wurstebrot

mit ganz viel Wurst

und wenig Brot!

 

O fände ich, zu meinem Glück,

ein riesengroßes Schinkenstück!

Das gäbe Saft,

das gäbe Kraft!

 

Da wär ich bald nicht mehr mäuschenklein,

da würd ich bald groß wie ein Ochse sein.

 

Doch wäre ich erst groß wie ein Stier,

dann würde ein tapferer Held aus mir.

Das wäre herrlich,

das wäre recht –

 

und der Katze,

der Katze

ginge es schlecht.



Der Wind
(von Josef Guggenmoos)

 

 In allem Frieden
schlief abgeschieden,
hinter einer Hecke,
der Wind.

 

Da hat ihn die Spitzmaus,
wie Spitzmäuse sind,
ins Ohr gezwickt.

 

Der Wind erschrickt,
springt auf die Hecke
fuchteufelswild,
brüllt,

packt einen Raben beim Kragen,
rast querfeldein ins Dorf hinein,
schüttelt einen Birnbaum beim Schopf
reißt den Leuten den Hut vom Kopf,

schlägt die Wetterfahne herum
wirft eine Holzhütte um, wirbelt den Staub in die Höhe:

Wehe, der Wind ist los!

 

Aber wo ist die Spitzmaus?
In ihrem Kellerhaus,
dreht sie die Daumen im Schoß,
zufrieden und faul
und grinst, mit ihrem frechen Maul!

Wenn es Winter wird

von Christian Morgenstern

Der See hat eine Haut bekommen,
so daß man fast drauf gehen kann,
und kommt ein großer Fisch geschwommen,
so stößt er mit der Nase an.

 

Und nimmst du einen Kieselstein
und wirfst ihn drauf, so macht es klirr
und titscher - titscher - titscher - dirr . . .
Heißa, du lustiger Kieselstein!
Er zwitschert wie ein Vögelein
und tut als wie ein Schwälblein fliegen -
doch endlich bleibt mein Kieselstein
ganz weit, ganz weit auf dem See draußen liegen.

 

Da kommen die Fische haufenweis
und schaun durch das klare Fenster von Eis
und denken, der Stein wär etwas zum Essen;
doch sosehr sie die Nase ans Eis auch pressen,
das Eis ist zu dick, das Eis ist zu alt,
sie machen sich nur die Nasen kalt.

 

Aber bald, aber bald
werden wir selbst auf eignen Sohlen
hinausgehn können und den Stein wiederholen.

 



Ein großer Teich war zugefroren

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)


Ein großer Teich war zugefroren;
Die Fröschlein, in der Tiefe verloren,
Durften nicht ferner quaken noch springen,
Versprachen sich aber, im halben Traum:
Fänden sie nur da oben Raum,
Wie Nachtigallen wollten sie singen.
Der Tauwind kam, das Eis zerschmolz,
Nun ruderten sie und landeten stolz
Und saßen am Ufer weit und breit
Und quakten wie vor alter Zeit

Er ist's

Eduard Mörike
(Erstdruck 1828)

 

 

Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
—  Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab' ich vernommen!



Das Huhn

Volksgut

 

Ein Huhn, das fraß,
man glaubt es kaum,
die Blätter von ´nem Gummibaum.

Dann ging es in den Hühnerstall

und legte einen Gummiball.

Pampelmusensalat

 

Bei einer Picknickpause in Pampelhusen,
aß Papa mit Paul zwei Pampelmusen.
Doch bei dem Pampelmusengebabbel,
purzelte der Paul von der Pappel
mitten in Papas Picknickplatte,
wo Papa die Pampelmusen hatte.

 

"Oh Paul", ruft Papa, "du bist ein Trampel,
Plumpst mitten in meine Musepampel,
Ich wollte sagen in meine Mampelpuse,
nein Pampelmase, nein Pampelmuse!"

 

Das war vielleicht ein Hallo.
Die Pappeln der Papa der Paul und sein Po,
die Picknickplatte, um die war es schad,
das war vielleicht ein Pampelmusensalat.

 

Hans Adolf Halbey