Leseprobe "Wenn es nach mir ginge, ..."

- Levis Geschichten von Anfang an


In Teil 1
… der Levi-Geschichten erzähle ich, der Protagonist persönlich, euch von vielen Ereignissen, Erlebnissen und Eindrücken aus meinem ersten Lebensjahr in meiner neuen, wunderbaren Familie.
Ihr lernt meine Familie nebst meiner großen vierbeinigen Schwester Mira, meine Großeltern, Onkel und Tanten, Freunde und meine Umgebung kennen.
Von Zeit zu Zeit geht meine Fantasie etwas mit mir durch! Aber ich hoffe, dass ihr mir diese wunderbare Eigenschaft nachsehen werdet. Die habe ich anscheinend von meinem Opa West geerbt!

Der zweite Teil
… meiner Geschichten entspringt in erster Linie der Fantasie meines Opas West.
Er sieht mich anscheinend jetzt schon, in meinem zarten Alter von einem Jahr, als einen Weltenentdecker. Dabei spielen die Erlebnisse nicht nur in der Realität, sondern auch in der Zukunft. Sie nötigen euch, dem Leser, viel Fantasie und Einfühlungsvermögen ab!
Es gibt in der Tat viele neue Welten und auch Fähigkeiten zu entdecken, die jeder Mensch schon einmal auf seiner imaginären Wunschliste hatte!
Viel Spaß beim Lesen!


Noch Zeit (aus Teil 1)

 Wenn es nach mir ginge, dann hätte ich noch drei Tage Zeit! Drei bequeme Tage in Wärme, relativer Ruhe und wohligem Schaukeln in einer recht angenehmen Flüssigkeit. Auch um meine Ernährung bräuchte ich mir keine Sorgen zu machen. Na ja, werde ich wohl auch dort, auf der anderen Seite der Bauchdecke, in der anderen Welt, vorerst nicht machen müssen! Dort werde ich bestimmt mit tollen Leckerlies versorgt, wie meine große vierbeinige Schwester, die schon dort ist. Ich höre immer ganz dumpf durch das Medium, das mich noch wohlig umgibt: Komm, Leckerlies - brav! Damit werde ich noch nicht gemeint sein.

 

Aber wie gesagt, ich hätte eigentlich noch ein paar Tage. Mein errechneter Geburtstermin ist erst in drei Tagen. Warum machen denn alle da draußen jetzt schon einen solchen Aufstand. Meine Mama scheint etwas traurig über diese Situation zu sein, was auch immer damit gemeint ist. Sie bekommt Wehenmittel, dadurch zieht sich meine Behausung immer mehr zusammen und macht mir das Dasein hier drinnen etwas beklemmend, es wird immer enger. Das scheint auch meiner Mama weh zu tun, sie hat große Schmerzen. Das tut auch mir weh! Wartet, wenn ich draußen bin, dann bekommt ihr es aber mit mir zu tun, wer auch immer dafür verantwortlich ist.

 

Da, schon wieder zieht sich der Bauch meiner Mama derart zusammen, dass ich ein wenig nach unten rutsche. Dort scheint man auf mich zu warten, mein Ausgang muss dort sein! Aber merken die da draußen denn nicht, dass ich kein Stück weiter rutschen kann? Ich liege genau richtig herum, wie ich höre. Aber ich habe doch eine Fessel um die Beine und um den Hals. Wie soll es denn dann vorangehen? Meine Mama schreit schon wieder. Ich könnte aus der Haut fahren, wenn ich wüsste, wie das geht! Da machen die da draußen wochenlang die tollsten Fotos von mir und sehen doch nicht, dass ich gefesselt bin! Ich glaub es nicht!

 

Jetzt massiert einer meiner beiden Opas wieder den Rücken von meiner Mama und hält ihre Hand. Das scheint ihr gut zu tun, sie entspannt sich ein wenig. Meine Oma hat das vorher auch schon ganz lange gemacht. Wie mein Papa wohl aussieht, da bin ich sehr gespannt. Er spricht gerade mit der Frau, die mich auf die Welt holen soll. Auf die Welt holen, wie sich das anhört! Ich bin schon lange hier und spüre und höre euch. Aber trotz allem soll es jetzt wohl mit der Gemütlichkeit vorbei sein. Mein Papa macht Druck, er will mich jetzt auch endlich spüren und auf den Arm nehmen können, genau wie Mama.

...


Urlaub in Finikounda, Griechenland
Urlaub in Finikounda, Griechenland

Die Entdeckung (aus Teil 2)

 

         Eines Tages hatte sich Levi, wie schon öfters, in den großen Keller geschlichen, um zu stöbern. Bei Gelegenheit wollte er Opa fragen, ob sie nicht endlich die Eisenbahn aufbauen wollten. Auch die Duplo- und Legosteine interessierten ihn sehr. Aber all diese Schätze gehörten seinem Onkel, den er zuerst um Erlaubnis fragen musste.
Die Kellertür ließ er angelehnt, damit er hören konnte, wenn man nach ihm rief. Er würde dann behaupten, dass er die Toilette im Keller benutzt hatte. Das war ihm auch ohne Begleitung erlaubt.
Levi schaltete die Deckenlampe ein, und alle Schätze waren in helles Licht getaucht. Von draußen war die Beleuchtung nicht auszumachen, da nur ein hohes, abgedecktes Kellerfenster zur Gartenseite zeigte.
Heute wollte Levi die unter der großen Abdeckung verdeckten Geheimnisse erkunden. Er schob die Matratze etwas zur Seite, so dass er sich dahinter schieben konnte. Sehr weit kam er jedoch nicht, denn er stieß schon nach ein paar Zentimetern an etwas Hartes, Kantiges. Als seine Augen sich an die Dunkelheit hier hinten gewöhnt hatten, erkannte er eine große Kiste aus Holz, die mit einem Deckel verschlossen war. Levi wurde neugierig! Eine Kiste, versteckt? Darin musste bestimmt etwas Besonderes sein. Er zerrte und zog, bis er sie schließlich neben der Matratze stehen hatte. Jetzt konnte er den Deckel ganz öffnen, er war zum Glück nicht verschlossen. Anfangs war Levi enttäuscht. Die Kiste war zwar bis oben hin voll, er sah aber nur einige kleinere Pappkartons und viele Stofffetzen und Tücher.

...


Mira, meine Mira (aus Teil 2)

 

Levi lag auf dem Fußboden im Keller bei Oma und Opa. Er starrte die Decke an und hatte Langeweile. Was er hier unten schon alles erlebt hatte! Unglaublich! Seine Fantasie schien keine Grenzen zu kennen. Mal sehen, was noch alles so passierte.

 

Er wühlte, ohne zu wissen, was er suchte, in der Kiste herum, die er neben sich gezogen hatte, als seine tastenden Finger ein kleines Fotoalbum berührten. Es war klein und dünn und schien nur wenige Fotos zu enthalten. Neugierig blätterte er darin herum, bis sein Blick auf das Bild eines jungen Hundewelpen fiel. Seine Augen wurden ganz groß. Das musste Mira sein, seine allerliebste Spielkameradin, die seine Eltern als winzigen Welpen zu sich geholt hatten. Levi drückte das Foto an sich und dachte an seine Freundin, die bestimmt oben, im Garten, in der Sonne lag und sich wohl fühlte.
„Mira, meine Mira!“, dachte Levi und schloss die Augen. ...

 

... Plötzlich stupste etwas Feuchtes und Kaltes seinen Arm an und eine angenehme Stimme hauchte in sein Ohr:
„Aufwachen. Du hast dich genug ausgeruht. Komm, lass uns spielen!“

 

Mit einem Ruck saß Levi aufrecht. Er lag nicht mehr auf dem Fußboden im Keller, sondern saß auf der Wiese im Garten und blickte in die bernsteinfarbenen Augen seiner Mira.
„Mi..., Mira“, stammelte er ungläubig, du kannst sprechen?“
„Aber du weißt doch“, begann Mira wieder, „wenn man sich etwas ganz doll wünscht, kann es auch wirklich in Erfüllung gehen. Und ich glaube, dass du dir schon oft gewünscht hast, mit mir reden zu können. Denke an deinen neuen Freund Popov zurück und an den Sperber!“
„Das stimmt, da hast du Recht!“, meinte Levi. Aber ich kann es noch überhaupt nicht glauben. Das muss ich sofort meinen Eltern und den Großeltern erzählen. Die werden aus dem Staunen nicht mehr herauskommen.“
„Halt, stopp, nicht so schnell“, unterbrach Mira seinen Redeschwall. „Manche Dinge muss man für sich behalten können. Wenn man darüber redet, erlischt der Zauber, und alles ist wie zuvor. Überlege genau, was du willst!“
„Na, mich mit dir unterhalten, alles mit dir teilen und unternehmen“, plätscherte Levi wieder los.
Mira hielt ihren Kopf schief, schaute ihn verschwörerisch an und sagte:
„Dann lass diesen wunderbaren Zauber unser beider Geheimnis sein! Es ist nichts Schlimmes, wenn du den Erwachsenen nichts davon erzählst, sie würden das verstehen und genau so handeln!“
„Meinst du?“, fragte Levi zweifelnd.
Dann sprang er jedoch auf und rief freudig:
„Dann komm, lass uns zusammen spielen und ... und die Welt entdecken! Mit dir als meine Freundin kann das nur fantastisch werden!“

 

„Ja, lass uns Fangen spielen!“, bellte Mira freudig, sprang auf und lief davon. Sie war wieselflink, blieb immer wieder stehen und lockte Levi mit lautem Bellen, schneller zu laufen. Sie schlug Haken wie ein Hase auf der Flucht und ließ Levi jedes Mal ins Leere laufen. Auf einmal blieb sie stehen und schaute Levi mit hängender Zunge auffordernd an.
„Du kannst wohl nicht mehr, was?“, fragte sie und wartete, bis Levi näher herangekommen war. Der tat so, als ob er die Hündin gar nicht mehr beachten würde, drehte sich um und ging rückwärts immer näher heran. Gerade als er Mira packen wollte, drehte diese sich ihrerseits flink um und machte aus dem Stand einen Satz über den nahen Rosenbusch. Levi stoppte jedoch vor dem dornigen Busch und rief:
„Das ist unfair, du weißt genau, dass ich da nicht drüber komme! Wie soll ich dich denn da fangen?“
„Du hast ja Recht“, gab Mira von der anderen Seite des Busches zu, „ich wüsste aber nicht, dass wir irgendwelche Regeln abgemacht hätten. Versuche du doch zu drüber zu fliegen!“
„Hä, hä“, tat Levi beleidigt und setzte sich mit vor der Brust verschränkten Armen schmollend auf die nahe Gartenbank. Als Mira bemerkte, dass Levi anscheinend nicht mehr mitspielte, sprang sie über den Busch zurück und legte sich hechelnd neben die Bank. Ohne Ankündigung beugte Levi sich hinunter, griff mit beiden Händen tief in Miras Fell und rief:
„Hab dich, hab dich! Irgendwelche Regeln hatten wir doch nicht aufgestellt, oder?“
„Na, warte“, bellte Mira laut, ließ sich zur Seite fallen und riss Levi von der Bank. Im Nu hatte sich eine wilde Rauferei entwickelt, und die beiden Freunde küselten unter lautem Bellen und Schreien auf der Wiese umher. Mira startete immer wieder Scheinangriffe und zwickte Levi mit ihren spitzen Reißzähnen in den Arm. Richtig zubeißen würde sie bei ihrem besten Freund niemals.

 

Nach kurzem Herumtollen ließ Levi sich flach auf den Rücken fallen und stöhnte:

„Ich kann nicht mehr. Ich brauche etwas Trinkbares!“
„Ich auch“, hechelte Mira, „komm mit!“
Sie stand auf und trottete schon zum kleinen Gartenteich. Dort angekommen tauchte sie ihre lange Zunge immer wieder in das kühle Nass und schleckte dieses genüsslich auf. Levi wollte es ihr nachmachen, stützte sich am Rand ab und beugte sich zum Wasser hinunter. Doch noch bevor er die Wasseroberfläche berührte, hielt er in der Bewegung inne und rümpfte die Nase.
„Iieh, das riecht ja nach Fischsuppe und verfaulten Algen!“, rief er angeekelt aus. „Das kann man doch nicht trinken!“
„Doch, köstlich“, bemerkte Mira und schlabberte eifrig weiter.
In der Zwischenzeit war Levi in der Küche verschwunden und hatte sich ein Glas Mineralwasser geholt. Er setzte sich wieder auf die Gartenbank, trank sein Glas leer und schaute Mira beim Schlabbern zu. Diese wischte zwei Mal mit ihrer langen Zunge die Schnauze sauber und schüttelte sich.
„War das lecker! Ich liebe dieses Teichwasser!“, säuselte sie genießerisch. „Jetzt muss ich aber Pippi machen.“
Levi sah Mira hinter der Hecke verschwinden und lief hinterher. Als er um die Ecke bog, sah er, wie Mira sich hinhockte und pinkelte. Er stellte sich daneben, zog seine Hose runter und hockte sich daneben.
„Was machst du denn da?“, hörte er eine Stimme hinter dem Rosenbusch. Es war seine Oma, die jetzt mit ihm schimpfte:
„Du kannst doch nicht einfach auf die Wiese pinkeln, geh gefälligst auf die Toilette!“
„Mira macht das doch auch“, nörgelte Levi.
„Mira ist schließlich ein Hund, der kann nicht auf die Toilette gehen“, gab Oma zurück.
Etwas beleidigt zog Levi seine Hose wieder hoch und ging ins Haus.
Mira bellte: „Sei nicht eingeschnappt! Das hat schon alles seine Richtigkeit!“

 

Nach kurzer Zeit kam Levi erneut in den Garten zurück und sah, wie Mira über den Futtertrog gebeugt stand und einen Brocken Hundefutter nach dem anderen verschlang.
„Hast du auch Hunger?“, fragte die Hündin zwischen Knabbern und Mampfen.
„Du meinst, ich soll ...?“, stotterte Levi.
„Natürlich, schmeckt köstlich“, gab Mira zurück, „komm, bedien dich!“
Das ließ Levi sich nicht zwei Mal sagen. Er nahm sich einen Brocken aus der Schale, steckte ihn in den Mund und kaute darauf herum.
„Etwas gewöhnungsbedürftig und meiner Meinung nach zu trocken“, brachte er hervor, „aber es schmeckt gar nicht mal so schlecht.“
„Du kannst danach ja noch einmal das Teichwasser probieren“, provozierte Mira ihn, und beide mussten laut losprusten.
Plötzlich stand Oma in der Küchentür, beobachtete die Beiden und meinte mit einem Schmunzeln:
„Jetzt schau dir das einer an! Jetzt isst der Junge doch tatsächlich dem Hund schon das Futter weg! Bekommst du von deinen Eltern nicht genügend zu essen?“
„Doch, Oma“, antwortete Levi, „aber das schmeckt gar nicht mal so schlecht!“
Mit diesen Worten trotteten die beiden Freunde wieder auf die Wiese, legten sich nebeneinander in die Sonne und ließen eine verdutzte Oma an der Küchentür zurück.

 

Oma sah noch, wie Levi seine Hand auf Mira legte und leise sagte:
„Mira, meine Mira!“
Dass Mira ebenso leise sagte: „Levi, mein Levi“, das konnte Oma natürlich nicht verstehen.

 

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