Die Gedanken sind frei, ...

- Berufswahl


Die Berufswahl nach Abitur und Wehrdienst bei der Bundeswehr, mit zwischenzeitlichem Arbeiten in einer Sparkasse, gestaltete sich anfangs etwas schwierig. Die Berufsberatung in Kurzgesprächen an seinem Gymnasium empfand er als ziemlich wahllos. Er fühlte sich relativ allein gelassen mit seinen Vorstellungen und somit desorientiert.
Seine Eltern sahen ihn schon als Pastor, da er gute Zensuren in dem Fach Religion aufwies. Er hingegen tendierte eher zu einem künstlerischen Beruf, zum Beispiel Innenarchitektur. Aber es sollte ganz anders kommen. Zusammen mit einem Freund schrieb er sich an der damaligen Pädagogischen Hochschule in Bielefeld für den Studiengang Pädagogik ein. Ihr Schwerpunkt lag auf der Schulstufe Primarstufe, welche das erste bis vierte Schuljahr und das fünfte und sechste Schuljahr in der Sekundarstufe umfasste. Leider war ein von ihnen gewähltes Fach, der Sachunterricht, sehr unterrepräsentiert. So wurden sein Freund und er regelrecht vernachlässigt. Sie belegten den Studiengang Erdkunde, der jedoch für ihre Ziele zu theoretisch, realitätsfern, nicht praxisorientiert und hauptsächlich auf die Sekundarstufe ausgerichtet war.
Er ging das Studium pragmatisch an!
Studieren kommt von dem lateinischen Verb „studere“, was nichts anderes heißt, als „sich bemühen“! Und sich bemühen, das wollte er!

...


Steffi

Er spürte es, noch bevor er richtig wusste, dass es real war. Große, unter langen Wimpern hervor lugende Augen fixierten ihn. Dazu strahlten sie noch in einem klaren Blau – seiner Lieblingsfarbe. War es möglich, dass sie ihn meinten?! Es gab noch andere Menschen in diesem Raum. Und ausgerechnet er war Ziel dieses treffsicheren Blickes, der ihn vereinnahmte, der ihn nicht mehr losließ!
Er wand sich unter dieser unvermuteten Aufmerksamkeit, versuchte sich vom alles fesselnden Blick zu lösen, versuchte sich in sein vorher gewohntes Unbeachtetsein zu flüchten. Doch es gelang ihm nicht – er war gefangen! Der Blick ließ ihn nicht mehr los!
Was sollte er machen, wie sollte er reagieren, wenn überhaupt eine Reaktion seinerseits gewünscht war. Aber der Blickewerferin war es anscheinend egal, wie er sich fühlte. Sie schien sein Unwohlsein nicht zu bemerken – oder gar zu ignorieren, denn sie blickte weiter in seine Richtung, hielt ihn weiter in ihrem Blick gefangen, ohne auch nur mit einer Wimper zu zucken, ohne auch die geringste Neigung eines Zurücknehmens.
Wie sollte er also reagieren? Was sollte er tun, ohne zu viel zu riskieren, ohne zu viel von seinem pubertären Schutzwall preiszugeben, der ihm in letzter Zeit doch eine Art Sicherheit geboten hatte?
Wie von allein hob sich erst zaghaft, dann immer mutiger sein Blick, widerstand ihrem Drängen nur noch halbherzig und zielte dann direkt in ihre Richtung. Da war sie – die gewisse unvermutete Vertrautheit, eine vorher nie geahnte Verbundenheit, die ihm in der nächsten Zeit immer häufiger widerfahren sollte. Er hielt ihrem Blick stand.
Alles andere entwickelte sich wie von selbst. Seine rechte Hand orientierte sich in ihre Richtung, mutierte auf dem Sofa, auf dem sie saßen, zu einer Finger-Hand-Figur und bewegte sich auf zwei Fingern laufend auf sie zu. Ohne, dass er es wollte, stupste sein rechter Zeigefinger ihren linken Unterarm an und huschte dann recht ungelenk stelzend zurück. Für kurze Zeit verloren sich ihre Blicke, um sich dann jedoch schnell wieder zu finden. Aber die ersten zarten Bande der Verbundenheit, der zaghaften Vertrautheit waren geknüpft. Würde sich das Spiel wiederholen? Würden sich Blicke und Berührungen zur Gewohnheit wandeln?
Ja, das taten sie!

Steffi war ganze vier Jahre alt, die Tochter seiner Kusine, und sie hielt ihn in ihren Blicken gefangen.

Initial-Erlebnis zu einer Arbeit mit Kindern!